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Erklärung des Begriffs: .NET Core 3.0
Zur Stichwortliste unseres Lexikons
Was ist
.NET Core 3.0
?
.NET Core 3.0 ist am 23.9.2019 erschienen als Nachfolger von
.NET Core 2.2
. .NET Core 3.0 ist gemäß den Support-Richtlinien ein "Current"-Release und ersetzt
.NET Core 2.2
. Die nächste Version,
.NET Core 3.1
, wird ein "Long Termin Support"-Release (
LTS
) sein.
Erstankündigung auf der BUILD-Konferenz 2018 (Mai 2018)
Bisher konnte man mit .NET Core nur
Web API
s, Webanwendungen und Konsolenanwendungen sowie
Universal Windows Platform App
s erstellen. Entwickler klassischer Desktop-Anwendungen schauten in die Röhre. Microsoft hat auf der BUILD-Konferenz 2018 verkündet, dass
Windows Presentation Foundation
(
WPF
) und sogar die "alte Tante"
Windows Forms
im Rahmen von Version Core 3.0 auf .NET Core portiert werden. Sie laufen dann als
Nuget-Paket
e, allerdings nur auf Windows. Weder
WPF
noch
Windows Forms
werden durch diese Maßnahme plattformunabhängig. Dazu müsste Microsoft nicht nur den .NET-Teil beider Frameworks, sondern auch die Betriebssystemgrundlagentechniken
GDI+
bzw.
DirectX
portieren. Zumindest
GDI+
gibt es ja, denn es gibt in Mono ja auch
Windows Forms
.
Immerhin können mit
WPF
und
Windows Forms
auf .NET Core nur auf Windows aber Softwarehersteller, die nicht an Plattformneutralität interessiert sind, ihre bestehenden Windows-Anwendungen auf .NET Core auf Windows (ab
Windows 7
bzw. Server 2008 R2 – auf älteren Windows-Versionen läuft .NET Core heute nicht!) betreiben und damit von den Vorteilen, die .NET Core im Bereich der Werkzeuge, der Geschwindigkeit und der Softwareinstallation bietet, profitieren.
Erscheinen auf der
.NET Conf
2019 (23.9.2019)
Microsoft hat im Rahmen seiner Online-Veranstaltung "
.NET Conf
2019" [
https://www.dotnetconf.net
] die dritte Hauptversion des modularen .NET Core und die achte Hauptversion seiner
Programmiersprache
C# freigegeben. Passend dazu ist die Version 16.3 von
Visual Studio 2019
erschienen.
Nach einer längeren Preview-Phase mit neun Vorschauversionen zwischen Dezember 2018 und September 2019 können Softwareentwickler nun die Release-Version von .NET Core 3.0 kostenfrei herunterladen [
https://dotnet.microsoft.com/download
]. Dort enthalten ist der C#-Compiler Version 3.3, der
C# 8.0
unterstützt.
Neuerungen der CLR
Auf der Ebene der CLR ist die bisher optionale
Tiered Compilation
(TC) im Just-In-Time-Compiler nun Standard in .NET Core 3.0. Der Just-In-Time-Compiler legt dabei zunächst den Fokus auf schnelle Übersetzung statt eines optimalem Ergebnisses. Erst später wird bei häufiger verwendeten Programmteilen die Übersetzung in Machinencode nachträglich optimiert.
Bei den Prozessoren neu ist die Unterstützung für ARM64-Prozessoren, allerdings zunächst nur mit
Linux
-Betriebssystemen. Mit Windows-Nutzer können vorerst keine .NET-Core-Anwendungen schreiben, die auf ARM64-Prozessoren laufen[
https://github.com/dotnet/announcements/issues/82
].
.NET Core für den Windows-Desktop
Nachdem die ersten beiden Versionen von .NET Core nur
Webserver
- und Konsolenanwendungen sowie die
Windows 10
Universal App
s unterstützt haben, können Entwickler nun mit .NET Core 3.0 erstmals auch klassische Desktop-Anwendungen für der
Windows Presentation Foundation
(
WPF
) und
Windows Forms
erstellen. Allerdings verliert eine .NET Core-Anwendung durch den Einsatz der sogenannten "
.NET Core Windows Desktop Runtime
" ihre ansonsten weiterhin gegebene Plattformunabhängigkeit.
Einige Funktionen von
WPF
und
Windows Forms
stehen unter .NET Core noch nicht zur Verfügung. Dazu gehört die
XAML Browser Application
(
XBAP
) und der grafische Designer für
Windows Forms
sowie damit einhergehende die Designer-Klassen, mit denen Entwickler den Designer in eigene Anwendungen einbauen können. Microsoft arbeitet jedoch an dem Designer und diskutiert in einem YouTube-Video die Herausforderungen einer Migration des vor fast 20 Jahren entstandenen Designer-Codes auf das aktuelle .NET Core [
https://www.youtube.com/watch?v=8xaeFyNlPYM
]. Für
WPF
ist der auf .NET Core angepasste Designer in
Visual Studio 2019
Version 16.3 enthalten.
Für
Windows Forms
gibt es in .NET Core 3.0 neue Funktionen zur Unterstützung hochauflösender Anzeigegeräte, die es im klassischen
.NET Framework
nicht gab (siehe Application.SetHighDpiMode() siehe [
https://docs.microsoft.com/de-de/dotnet/api/system.windows.forms.application.sethighdpimode?view=netcore-3.0#System
Windows_Forms_Application_SetHighDpiMode_System_Windows_Forms_HighDpiMode
])
Entity Framework auf .NET Core
In Hinblick auf die Migration bestehender
.NET Framework
-Anwendungen auf .NET Core hat Microsoft auch die Variante seines
Objekt
-Relationalen Mappers Entity Framework auf .NET Core umgestellt. Die neue Version 6.3 [
https://www.nuget.org/packages/EntityFramework/
] bietet keine neuen Features außer der Lauffähigkeit auf .NET Core. Auch hier fehlt noch der grafische Designer.
Entwickler, die dennoch schon jetzt mit
Windows Forms
und Entity Framework in .NET Core starten wollen, können als Workaround vorerst die zugehörigen Designer in einem klassischen .NET-Projekte verwenden und das Resultat in ein .NET Core-Projekt verlinken.
Microsoft betont, dass man neue Projekte nicht mit Entity Framework, sondern nur mit
Entity Framework Core
[
https://www.nuget.org/packages/Microsoft.EntityFrameworkCore
] starten sollte. In der Version 3.0 hat Microsoft die Übersetzung von
LINQ
zu
SQL
komplett überarbeitet, sodass nun auch zum Beispiel auch Union-Operationen, Subqueries und komplexere Group By-Anweisungen in
SQL
übersetzt werden können. Die gefährliche automatische Client Evaluation, die hilfsweise alle Daten einer Tabelle zur Verarbeitung ins RAM holte, wurde abgeschafft. Neben einigen kleineren Verbesserungen beim
Reverse Engineering
gibt es ansonsten wenig Neuerungen in Version 3.0, sondern vorallem zahlreiche Breaking Changes [
https://docs.microsoft.com/de-de/ef/core/what-is-new/ef-core-3.0/breaking-changes
], die zum teil umfangreiche Änderungen an bestehendem Programmcode erfordern. Microsoft will das Produkt damit auf neue Features vorbereiten, die dann in der Zukunft erscheinen sollen.
Neue Verbreitungswege
Insbesondere in Hinblick auf die wiederentdeckte Desktop-Welt bietet .NET Core neue Deployment-Funktionen. Eine .NET Core-Anwendung erzeugt nun direkt beim Kompilieren eine .EXE-Datei, nicht wie bisher erst beim Publish-Befehl. In einem Single-File
Executable
s kann der Entwickler alle zu einer Anwendung notwendigen
DLL
s und weitere Dateien zu einer .EXE-Datei zur vereinfachten Weitergabe zusammenfassen. Allerdings findet hier nicht wie ursprünglich angekündigt ein
Tree Shaking
statt: die EXE ist nur ein gepacktes Archiv aller Dateien, das beim Start nach C:\Users\xy\AppData\Local\Temp\.net\ entpackt wird.
Mit dem optionalen Einsatz des IL Linkers aus Mono kann ein .NET Core-Entwickler immerhin
DLL
s im Deployment-Paket loswerden, die gar nicht gebraucht werden. Mit dem Feature "
ReadyToRun Images
" (
R2R
) kann er parallel zu dem Intermediate Language Code auch den zugehörigen Maschinencode in das Kompilat bringen. Die Anwendungsdateien werden dadurch größer, starten aber schneller. Ein vollständiger
Ahead-of-Time-Compiler
mit
Tree Shaking
soll dann im .NET Core-Nachfolger mit Namen
.NET 5.0
[
https://www.heise.de/developer/meldung/Build-2019-Microsoft-fuehrt-Mono-und-NET-Core-zusammen-zu-NET-5-0-4414166.html
im November 2020 erscheinen.
Als weitere Deployment-Option können .NET Core-Entwickler nun auch das neuere
MSIX
-Installationspaketformat verwendet, indem Sie in
Visual Studio 2019
ab Version 16.3 ein
Windows App
lication Packaging Project für eine .NET-Core-Desktop oder Konsolenanwendung erstellen.
Für die die Funktion " Major-version Roll Forward" kann ein Entwickler oder ein Betreiber eine Anwendung nun steuern, dass eine ältere .NET-Core-Anwendung mit der neusten .NET Core-Laufzeitumgebung starten soll.
Für den Entwickler bietet das .NET Core
Software Development Kit
(
SDK
) nun auch lokale Werkzeuge an, die nur für ein Verzeichnis auf der Festplatte und die Unterordner gelten. Dies hat Microsoft aus dem
Node Package Manager
abgeschaut.
Server Side Blazor
Für Webentwickler gibt es in
ASP.NET Core 3.0
eine erste Version des ersehnten "ASP.NET Blazor" [
http://www.dotnet-lexikon.de/ASPNET
Blazor/lex/9293.aspx], mit denen man Single-Page-Web-Applications (SPA) in .NET mit
Razor Component
s schreiben kann. Die in
ASP.NET Core 3.0
enthaltene Variante "
Server Side Blazor
" läuft allerdings nicht auf Basis von Webassembly [
http://www.dotnet-lexikon.de/Webassembly/lex/9030.aspx
] im Browser, sondern – wie der Name auch ausdrückt – auf dem
Webserver
. Dass der Benutzer dennoch das Erlebnis einer SPA hat, liegt am Einsatz von
ASP.NET Core SignalR
[
http://www.dotnet-lexikon.de/ASPNET
SignalR/lex/6779.aspx], das die Benutzerinterkationen mit dem Webseite per Websocket zum Server sendet und die auf dem Server vorgenommenen Änderungen auf Document Object Model (DOM) zum Browser überträgt. Das dazu notwendige
Shadow DOM
auf dem
Webserver
schränkt natürlich die Skalierbarkeit ein und ist nicht Offline-fähig. Das Model eignet sich für Webanwendungen mit kleineren Benutzerzahlen und bietet eine einfache Migrierbarkeit auf das Client-seitigen Blazor, das mit Webassembly im Browser läuft, für das es aber weiterhin keinen verkündeten Erscheinungstermin gibt.
Neue Klassen
.NET Core 3.0 ist die erste .NET-Variante, die den
.NET Standard
Version 2.1 [
https://devblogs.microsoft.com/dotnet/announcing-net-standard-2-1/
] implementiert. Zu den neuen Klassen in .NET Core 3.0 gehören neben den Basisklassen für einige Sprachfeatures (z.B. System.Index, System.Range, System.Span<T>, System.Memory<T>, System.ValueTask<T>) auch einige alte Tanten aus den Gründertagen von .NET wie der dynamischen Codegenerierung mit
Reflection
Emit und die Abstraktion von
Datenbank
providern mit DbProviderFactories.
Außerhalb des
.NET Standard
s beherrscht .NET Core 3.0 nun auch die Interoperabilität mit COM- und
WinRT
-
Komponente
n (nur auf Windows), das Laden nur der
Metadaten
aus Assemblies (MetadataLoadContext) und das Entladen geladener Assemblies (AssemblyLoaderContext, siehe [
https://github.com/dotnet/coreclr/blob/master/Documentation/design-docs/unloadability.md
]. Auch ein neue Bibliothek für JSON-Serialisierung und -
Deserialisierung
ist enthalten (
System.Text.Json
, siehe [
https://www.nuget.org/packages/
System.Text.Json
]) und kommt in ASP.NET Core unter anderem bei
Web API
s zum Einsatz, nachdem sich Microsoft mit James Newton-King, dem Autor des bisher verwendeten JSON.NET, nicht auf eine Umgestaltung einigen konnte [
https://devblogs.microsoft.com/dotnet/try-the-new-system-text-json-apis
]. Die Klasse
System.Net
.Http.HttpClient unterstützt nun HTTP/2. Unterstützung für
TLS
1.3 gibt es auch in .NET Core 3.0, aber bisher nur auf
Linux
. Serielle Schnittstellen, die bisher nur unter Windows programmierbar waren, sind jetzt auch unter
Linux
nutzbar [
https://docs.microsoft.com/de-de/dotnet/api/system.io.ports.serialport
].
In der Mathe-Bibliothek System.Math findet der Entwickler neue Funktionen wie BitIncrement(Double), BitDecrement(Double), MaxMagnitude(Double, Double), MinMagnitude(Double, Double), ILogB(Double), ScaleB(Double, Int32) und CopySign(Double, Double).
Als Ersatz für die in .NET Core auf der Serverseite nicht mehr angebotene
Windows Communication Foundation
(
WCF
) bietet Microsoft nun neben den seit der ersten Core-Version vorhandenen WebAPIs auch die Unterstützung für das auf HTTP/2 und Protocol Buffers aufsetzende
Google
RPC [
https://grpc.io
] als Client und Server an.
Versionsanzeige-APIs
Eine kleine, aber doch sehr hilfreiche Neuerung in .NET Core 3.0 ist, dass die APIs, die Aufschluss über die laufende .NET-Version (
System.Runtime.InteropServices
.RuntimeInformation.FrameworkDescription und System.Environment.Version) nun unter .NET Core die korrekte Versionsnummer 3.0 melden. In .NET Core 1.x und 2.x bekam der Aufrufer immer eine Versionsnummer zurück, die mit 4 begann und an das klassische
.NET Framework
angelehnt war.
Querverweise zu anderen Begriffen im Lexikon
.NET Core Windows Desktop Runtime
Windows Communication Foundation (WCF)
Windows Presentation Foundation (WPF)
System.Runtime.InteropServices
Universal Windows Platform App (UWP App)
Software Development Kit (SDK)
XAML Browser Application (XBAP)
Ahead-of-Time-Compiler
Entity Framework Core (EFC)
ASP.NET Core SignalR
Node Package Manager (NPM)
Reverse Engineering
Programmiersprache
Tiered Compilation
Visual Studio 2019 (VS16)
Server Side Blazor
ReadyToRun Images (R2R)
System.Text.Json
ASP.NET Core 3.0
Deserialisierung
Razor Component
.NET Framework
Windows Forms (WinForms)
.NET Core 2.2
Universal App
.NET Standard
.NET Core 3.1
Tree Shaking
Windows App
Nuget-Paket (nupkg)
System.Net
Executable (EXE)
Komponente
Reflection
Windows 10
Windows 7
Metadaten
.NET Conf
Webserver
Datenbank (DB)
.NET 5.0 (.NET 5)
Web API
DirectX
Objekt
Google
Linux
Shadow Document Object Model (Shadow DOM)
CSharp 8.0 (C# 8.0)
Windows Runtime (WinRT)
Language Integrated Query (LINQ)
MSIX Windows Application Packaging (MSIX)
Graphics Device Interface+ (GDI+)
XAML Browser Application (XBAP)
Structured Query Language (SQL)
Thread Local Storage (TLS)
Dynamic Link Library (DLL)
Long-term-Support (LTS)
Software Development Kit (SDK)
Windows Communication Foundation (WCF)
Windows Presentation Foundation (WPF)
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